Donnerstag

Der innere Schweinehund beim Intervalltraining

Soll man sich Intervalltraining antun? Marvin und Tom haben da gegenteilige Vorstellungen. 

Intervall-Läufe: Der neunte Kreis der Hölle
Ich bin ein Schweinehund. Und das war gut so. Bis mein Besitzer und Herrchen Tom mit dem Laufen anfing. Es folgten Flausen im Kopf und Blasen an den Füßen. Und Erlebnisse wie dieses hier.

„Schau mal, Marvin!“ Er nennt mich Marvin nach dem depressiven Androiden aus Per Anhalter durch die Galaxis. „Der Abschnitt ist genau einen Kilometer lang!“ Auf Openstreetmap hat er einen Waldweg in der Nähe gefunden. „Da können wir Intervalle laufen. Für den Anfang sechs Mal mit einer Minute Pause dazwischen.“ Ein liebevoller User hat diesem Kilometer einen Namen gegeben: Das Biest.

„Du hast doch nicht mehr alles Lametta an der Tanne“, sage ich. „Früher hast du das Internet noch clever genutzt. Facebook, Bubble Shooter, Focus Online. Und jetzt so was!“

„Wir wollen nicht mehr berieselt werden! Wir wollen unser Leben selbst in die Hand nehmen!“, meint er inbrünstig.

„Ja, aber doch nicht du!“, rufe ich. Einst war ich Sonnenkönig. Jetzt reicht es noch zur Dramaqueen.

„Wer sonst?“, fragt er. Autsch.

Ihm reichen ja nicht mehr die zunehmend unbequemen Ideen, zu seinem Leben-in-die-Hand-Nehmen gehört leider auch, dass er die Flausen bös‘ in die Tat umsetzt.

Wie frei und selbstbestimmt ist man, wenn man sechs Mal hintereinander den immer gleichen Waldweg hin und her rennt? Meine Antwort könnt ihr euch vorstellen.

Nach dem ersten Kilometer schreie ich nach den Sanitätern, beim zweiten nach der Genfer Konvention, der dritte beschert mir das Gefühl, ich hätte ein Kilo Rohrreiniger inhaliert, der vierte zerhäckselt die Lunge zu Hackepeter mit Chili und Knoblauch, beim fünften klingeln mir die Ohren, es muss das Läuten der Apokalypse sein. Auf dem letzten Kilometer schließlich bricht er ein, kann sein Tempo nicht halten.

„Hast jetzt genug, was?“, hechele ich und genieße diesen Moment. Es ist ein Pyrrhussieg.

„Für heute schon. Aber wow, spürst du, wie der den Sauerstoff durch unseren Körper fließt? Wie Stromschnellen! Das wiederholen wir.“

„Was? Du willst uns noch einmal in diesen neunten Kreis der Hölle zerren? Warum, zum Teufel? Erklär’s mir!“

„Marvin, wenn du das nicht selbst merkst, kann ich dir auch nicht helfen. Wir nehmen das Leben in die Hand.“

So. Ich hoffe diese wahrheitsgemäße Schilderung seiner Geistesverfassung reicht aus, ihm das Wahlrecht abzuerkennen.

Ganz viele Abenteuer mit Marvin und Tom mit vielen dummen Ideen: Die Bücher

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