„Swimrun“, eine Combo aus Schwimmen und Trailrunning, ist Trend in Schweden. Die Krone der Swimrun-Wettkämpfe wird im Zweierteam im Stockholmer Schärengarten ausgefochten. CNN nennt es „eines der härtesten Eintagesrennen der Welt“.
Text: Marvin Running (gekürzte Fassung als Reportage „Spiel nicht die Tussi. Hopp, rein da!“ in Runner's World Juni/2014)
Fotos: Nadja Odenhage,
Jakob Edholm, Charlotta Nilsson, Mark Burchmore
Ende September. Es wird Herbst in
Nora, einer 6000-Seelen-Gemeinde in Mittelschweden. Charlotta
Nilsson, 48, genannt „Lotta“, kommt von der Arbeit nach Hause.
Sie ist Lehrerin an der Mittelstufe. Bevor sie ihr Einfamilienhaus am
Stadtrand betritt, leert sie den Briefkasten. Ihr Mann ist noch nicht
da, ihre beiden Töchter wohnen nicht mehr zuhause.
Kurzerhand entscheidet sie, dass die
Hausarbeit noch etwas Zeit hat, plumpst auf die Couch und streckt die
Füße aus. Eine normale Szene an einem normalen Tag. Sie sitzt einen
Moment ruhig da. Schaltet den Fernseher ein. Startet die Aufzeichnung
eines Berichts über ein Abenteuer-Rennen durch die Stockholmer
Schären. Dann löschen Erinnerungen die ganze Normalität aus.
Das Rennen heißt „Ö till ö“.
***
Wenn Kampfschwimmer der Bundeswehr
ihre Abschlussprüfung machen – nur zwei von anfänglich 100
Hartgesottenen kommen im Schnitt überhaupt so weit – dann müssen
sie 30 Kilometer durch die Ostsee schwimmen. Das allerdings verteilt
auf zwei Tage; nach 18 Kilometern und etwa zwölf Stunden machen sie
eine Schlafpause an Land. Sie schwimmen mit Neopren sowie
Schwimmweste und –flossen; das Wasser ist 15 bis 17 Grad warm.
Ötillö-Finisher schwimmen „nur“
zehn Kilometer, aber ohne Weste, und das bei 10 bis 14 Grad
Wassertemperatur. Dazu rennen sie – immer im Zweierteam –
insgesamt 65 Kilometer über Trampelpfade durch Forst und Fels, in
Schuhen, mit denen sie auch schwimmen, nur unterbrochen von insgesamt
42 Ein- und Ausstiegen in die See. Denn die Strecke führt über 24
Inseln, auf Schwedisch „Ö“. An Land laufen sie, und wenn die
Insel zu Ende ist, schwimmen sie zur nächsten. Daher der Name des
Rennens: „Insel zu Insel“. Der Streckenrekord liegt bei
achteinhalb Stunden.
Auszug aus dem
Streckenverlauf: eine „absurde Laufaufgabe“
Der Hamburger Tilo Budinger war
dabei. Der mehrfache Ironman-Finisher nennt Ötillö liebevoll „Eine
komplett absurde Laufaufgabe.“ Und das beste Rennen, an dem er je
teilgenommen hat.
Ötillö-Teilnehmer:
Eher Multisportler als Läufer
Am Sonntagnachmittag, dem 1.
September 2013, legt die Fähre in Stockholm ab. Sie ist
ausschließlich für die 120 Zweierteams sowie Organisatoren und
Helfer des Rennens gechartert. Keine Touristen, keine
Schärenbewohner, keine Bullerbü-Romantik.
Die Männer hier machen den
Eindruck, sie könnten die alten Entdeckerouten der Wikinger
nachschwimmen. Jonas Colting, der Ultraman-Weltmeister, ist einer von
ihnen. Und was die Frauen angeht, so hätte Richard Wagner hier viel
Inspiration für seine Heldinnen-Figuren gehabt. Unter ihnen sind
auch Lotta aus Nora und ihre Tochter Bibben, 21 Jahre alt. Sie
starten als Team.
Tochter und Mutter
im „Urlaub“
Ihnen gegenüber sitzen Daniel Hansson und Johan Hasselmark. Groß, muskulös, strahlende Augen. Die ehemaligen Fallschirmjäger toben sich heute unter anderem mit siebentägigen Survival-Rennen durch die Wildnis aus. Lotta und Bibben, inmitten von 240 Abenteurern und -innen ohnehin schon elektrisiert, finden die beiden sofort sympathisch.
„Ihr seid Mutter und Tochter?“,
fragt Daniel. „Mutig.“ Zwar lächelt er dazu freundlich, aber
sein Kommentar ist ernst gemeint. Er und Johan sind seit den Anfängen
dieses Rennens vor acht Jahren dabei. Und er weiß: Dieses Duett für
Schneid und Schwimmbrille bringt in einem Zweierteam entweder das
Beste zum Vorschein – oder das Schlimmste.
„Die Vorbereitung lief ganz gut“,
untertreibt Tochter Bibben (blond, 1,68 Meter, 59 Kilo). Denn sie und
ihre Mutter (blond, 1,57 Meter, 51 Kilo) haben vor vier Wochen das
Vorbereitungsrennen „AmfibieMannen“, ebenfalls eine Kombination
aus Laufen und Schwimmen, in der Damenwertung gewonnen. Die Strecken
waren allerdings kürzer: 5,4 Kilometer im Wasser und 22 Kilometer an
Land.
Daniel und Johan reichen ihnen die
Hand zum High-Five. „Viel Glück morgen!“
Eine für Ötillö charakteristische
Atmosphäre setzt ein schon hier auf der Fähre ein. Die Athleten
kämpfen eher gegen sich selbst als gegeneinander. Allein das
Ankommen ist eine Riesenleistung. Daher geht hier Gemeinschaft über
Ellenbogen. Mutter Lotta findet, das hat etwas von Sekte. Aber ihr
gefällt dieses Gefühl.
Dreieinhalb Stunden dauert die
Fährfahrt zur Stockholmer Schäreninsel Sandhamn. Dort gehen die
Teilnehmer zum Race Briefing ins „Sandhamn Seglarhotell“. Diese
Nacht ist es eine geschlossene Ötillö-Gesellschaft. Die Athleten
besetzen die Zimmer, Organisatoren und Helfer schlafen auf dem
Fußboden.
Lotta wärmt die Aufregung wie ein
inneres Lagerfeuer. Morgen wird ein guter Tag, denkt sie.
***
Der Startschuss des Rennens knallt
am nächsten Morgen auf Sandhamn. Zwischen 5:45 und 6:15 Uhr, je
nachdem, wann die Fähre zu den Åland-Inseln
durchfährt. Eine Insel weiter steht Michael Lemmel am Ufer. Zusammen
mit seinem Kollegen Mats Andersson organisiert er Ötillö.
Gleich werden sich die Läufer ins
Wasser stürzen. Aber bis jetzt sieht man nur die vielen Boote, von
denen aus seine Helfer das Rennen überwachen, und den kreisenden
Rettungshubschrauber. Krankenwagen helfen in diesem Gelände kaum
weiter. Zum Glück haben sie ihn noch nie gebraucht. Für Michael und
Mats steht Sicherheit bei Ötillö an erster Stelle. Sie beide sind
selbst erfahrene „Adventure Racers“, sie wissen sowohl, was den
Läufern Spaß macht, als auch, was schiefgehen kann. Deswegen laufen
die Teilnehmer in Zweierteams, deswegen trägt jeder von ihnen ein
wasserdichtes Notfalltelefon mit GPS-Sender sowie Karte und Kompass.
Laufen und Schwimmen
– die Grundidee des Rennens
Jedes Jahr fragt Michael alle 89 Landeigentümer entlang der Strecke, ob das Rennen wieder über ihre Insel führen darf – und nicht alle stimmen zu. Er hat die schwedische Küstenwache und eine Armee freiwilliger Helfer gewinnen können – was niemand für möglich hielt. Er ist wegen dieses außergewöhnlichen Rennens für verrückt erklärt worden – und die Anmeldezahlen zum Ötillö explodieren. Mehr Startplätze will er trotzdem nicht. 120 Teams sind aus seiner Sicht das Maximum, das diese Veranstaltung verträgt.
Johan (rechts, mit
Bart): Fokussiert beim Start.
Die Teilnehmer sind für Michael
eher Freunde als Kunden. Wie er lieben sie diesen Nahkampf mit der
Natur. Diese homerische Route, die körperlich und geistig alles
herausfordert: die See, das Land, das Wetter, das Selbst, den
Partner. Sie bewirkt, dass ein eigentlich unmenschliches Rennen
menschlich wird. Denn es berührt die Teilnehmer in ihrer tiefsten
Natur. Deswegen machen sie diesen Wahnsinn: Um Intensität und
Freiheit jenseits bekannter Grenzen zu erleben.
Alle Teams liegen ihm am Herzen.
Lotta und Bibben ganz besonders: Beide haben schon Ötillö-Erfahrung,
Bibben hat sogar die Mixed-Kategorie vor drei Jahren mit einem
Vereinskollegen zusammen gewonnen. Dann war sie abgetaucht. Und jetzt
ist sie wieder da – und tritt ausgerechnet zusammen mit ihrer
Mutter an. Familien-Teams sind ein Risiko, weiß Michael. Sie können
brutal scheitern, weil sie sich im entscheidenden Moment entweder zu
wenig oder viel zu stark pushen. Dann übernehmen die Emotionen, dann
wird es gefährlich.
Da sind die ersten leuchtend
orangenen Badekappen! Drüben, über anderthalb Kilometer entfernt,
springen die ersten Läufer ins Meer. Bei diesem Anblick bekommt
Michael Gänsehaut, jedes Mal wieder. Damit ist er nicht allein: Etwa
50.000 Internet-Zuschauer verfolgen gerade den Livestream des
Rennens.
Das Wetter ist typisch für Anfang
September: 13 Grad, Sonne, nur wenige Schauer sind für heute
angesagt.
Er selbst winkt mit dem hellen
LED-Blinklicht, das den Schwimmern den Weg auf diese Insel weist, das
hier eigentlich auf ein Stativ montiert ist. Als helfe das, damit
alle sicher ankommen.
Zum spannenden Ende dieser Story und vielen anderen Läufer-Epen geht es in unserem Buch "Laufreportagen".
Schwimmer und
Sicherheitskräfte in der Morgensonne
***
Nur gut anderthalb Kilometer hatten
die 120 Teams auf Sandhamn, um sich warm zu laufen. Dann müssen sie
schon in die kalte See. Um Bibben und Lotta herum schäumen wild
schlagende Arme und Beine das Wasser auf.
„Verdammte Hacke, das‘ ja
Eismeer“, ruft Bibben.
„Spiel‘ nicht Tussi! Hopp rein
da!“ schreit Lotta so laut, dass sie im Getümmel fast alle Läufer
nach ihnen umdrehen. Denn beide tragen Ohrstöpsel und zwei
Badekappen als Schutz vor dem Wasser. Um sich hören zu können,
müssen sie sich anbrüllen.
„Nimm das, Schreckschraube!“,
kreischt Bibben und springt kopfüber in die 13 Grad kalte Ostsee.
Ihr spezieller Umgangston ist Lottas
und Bibbens Art, Wettkampfdruck abzulassen. Wie das auf die anderen
wirkt – tja. Bibben jedenfalls findet es viel angenehmer, mit ihrer
Mutter zu laufen als mit einem männlichen Partner. „Die kann ich
anschreien. Männer sind dafür zu zart besaitet.“
Im Wasser schwimmt Lotta vor. Sie
ist die stärkere Schwimmerin der beiden. Ihre Art, zu fördern und
fordern. Man kann allerdings kaum sagen, dass sie dabei schützend
über ihrer Tochter schwebte. Im Gegenteil: Sie ist mittendrin in der
Action. Nehmt das, Helikopter-Mamas.
***
Johan und Daniel sind vorne in der
Männer-Spitzengruppe, genau wie Jonas Colting und sein Partner
Jesper Svensson. Vor drei Jahren haben diese beiden Teams einen
epischen Kampf um den Sieg ausgefochten, den Colting / Svensson knapp
gewonnen haben. Johan und Daniel sind froh, dass ihre beiden
Mitstreiter auch diesmal wieder dabei sind. Schnell sind die beiden
in den „Flow“ gekommen. Dieses Terrain auf den Inseln – schmale
oder gar keine Pfade, Felsen, Steine, Wurzeln, darauf ist kaum jemand
schneller unterwegs als sie.
Johan (links) und
Daniel: „Wir machen das, weil wir’s können“.
Über die Jahre haben die beiden
Ex-Fallschirmjäger an ihrer Ausrüstung gefeilt. Besonders wichtig
dabei: Schuhe und Neoprenanzug („Neo“). Schuhe beim Schwimmen,
sagt Daniel, fühlen sich an wie Anker an den Füßen. Trotzdem ist
es zeitsparender, sie im Wasser anzulassen, statt sie an 42 Ein- und
Ausstiegen an- und auszuziehen. Als kleinen Ausgleich tragen sie
Schwimmkörper in ihren Kompressionssocken und klemmen sich eine
Auftriebshilfe („Pull Buoy“) zwischen die Oberschenkel. Mit
Handpaddeln verlagern sie den größten Teil des Vortriebs im Wasser
auf die Arme.
Ihr Neo ist an Armen und Beinen
abgeschnitten, um Gewicht zu sparen. Sie haben weitere
Reißverschlüsse eingenäht, um ihn leichter an- und abstreifen zu
können. Denn auch im Neo zu laufen, ist, vorsichtig gesagt, nicht
ideal. Um nicht zu überhitzen, streifen die meisten Athleten das
Oberteil ab und schlingen es um die Hüfte.
Rutschiger Fels, nasse Schuhe, da
sind Stürze vorprogrammiert. Bei einem von ihnen reißt die Schnur,
mit der Daniel seinen Pull Buoy beim Laufen an den Oberschekel
geschnürt hat. Schnell will er seine Ausrüstung wieder einsatzfähig
machen, doch Johan treibt ihn weiter: „Kannst du auch beim Laufen
auf der nächsten Insel. Die Schwimmstrecke ist kurz, stopf das Ding
in den Neo.“
„Okay. Hast recht.“ Johan ist
der, der vorantreibt. Daniel hat die Ausrüstung im Blick. Johan geht
eher Risiken ein, Daniel weniger. Als Team, findet Daniel, finden sie
den optimalen Weg. Das ist eine Stärke, die sie hier oft ausspielen
können. Denn Unvorhergesehenes passiert immer und wird auch diesmal
passieren.
Helfer und
Freiwillige tragen viel zur Rennatmosphäre bei
***
„Schnapp‘ dir’n Gel, du
brauchst das!“, schreit Lotta an der nächsten Verpflegungsstation.
Sie weiß, wie wichtig es ist, während des Rennens ausreichend zu
essen. Selbst stopft sie sich Bananen und Zimtschnecken in den Mund.
„Boah, Mutti! Klappe jetzt mal!“
schreit Bibben, immerhin Gewinnerin des Nizza-Ironmans dieses Jahr.
Einer der Rennfotografen nimmt die
beiden ins Visier. „Teufel noch eins!“, schmatzt Lotta mit
vierhundert Kalorien in den Backen. „Jetzt doch kein Foto!“
„Jetzt doch kein
Foto!“
„Schwing die Keulen und laber
nich‘!“, krakeelt ihre Tochter, dass sie Läufer in 200 Metern
Entfernung hören. „Los, weiter!“ Eigentlich ist Bibben eher
zurückhaltend. Aber im Rennen kommen andere Seiten an ihr zum
Vorschein. Sie nennt das „Renn-Teufel“.
Wer sollte damit besser umgehen
können als ihre Mutter.
***
Es gibt einen Landbesitzer, der sich
dem Rennen verweigert. Also müssen die Teams an seiner Insel vorbei
einen zehnminütigen Umweg schwimmen. Das hält ihn aber nicht davon
ab, auf einem Klappstuhl am Ufer zu sitzen und die Schwimmer zu
beobachten. Veranstalter Michael vermutet, dass er genau wegen dieses
Logenplatzes die Landpassage über sein Grundstück ablehnt.
Als die Schwimmer vorbeiziehen,
schüttelt der Mann langsam den Kopf. Sein Blick sagt: „Die
spinnen!“
Bibben und Lotta bemerken ihn
überhaupt nicht. Bibben ist kalt im Wasser und sie überlegt neue
kreative Flüche, die sie am nächsten Ufer in die Landschaft brüllen
kann.
Wer Lotta vor einigen Jahren dieses
Rennen vorgeschlagen hätte, dem hätte sie auch einen Vogel gezeigt.
Doch dann kam der erste Mini-Triathlon mit ihrer Tochter. Bibben war
vierzehn. Schon auf dem Rad sagte sie: „Mama, das will ich wieder
machen.“ Dann Halbmarathon, Marathon, Ironman. Die beiden haben
erlebt, wie man sich mit immer neuen Zielen vorarbeiten kann, bis hin
zu Dingen, die vorher unmöglich oder verrückt schienen. Bis man in
den Stockholmer Schären eine Linie von A nach B zieht und sagt: „Das
geht.“ Auch ohne Fahrzeug und ohne Boot.
Für Daniel ist dieses Phänomen
„totale Freiheit“. Die Ötillö-Teams sind die eine Seite einer
Entwicklung. Der Mann im Klappstuhl eine andere.
„Aus seiner Sicht spinnen wir
wirklich“, glaubt Daniel.
Der Mann sitzt da und schüttelt den
Kopf. Er ist alt und allein.
***
Seit fünf Stunden rennen Lotta und
Bibben, sie sind gut unterwegs. Die schnellsten Läufer sind sie
nicht, aber Distanz liegt ihnen. Wenn es lang und hart wird, halten
sie länger durch als andere. „Mamma är sjukt stark“,
schreibt Bibben auf ihrem Blog; auf Deutsch würde sie vielleicht
sagen: „Mama geht ab wie Tier“. Sie laufen mit einer etwa drei
Meter langen Zugleine, um die Kraft im Team gleichmäßiger zu
verteilen. Bibben zieht an Land, Lotta im Wasser.
Mutter, Tochter,
staunender Mitstreiter
Gerade haben sie eine gute Phase,
laufen leicht, genießen die unberührte Natur. Die Schären sind
eine Traumlandschaft. Tilo Budinger meint: „Du musst mit der Natur
eins werden, um dieses Rennen annehmen zu können. Es ist schwer, das
zu vermitteln, wenn man nicht selbst einmal in so einer Situation
war.“
Swimrun: schönste
Stellen des Stockholmer Schärengartens
Der Preis der Schönheit ist Härte:
Bei einem Triathlon kann man sich nicht verlaufen. Hier schon. Und
dazu noch verschwimmen. Das Gelände reduziert die normale
Straßen-Laufgeschwindigkeit erheblich, manchmal bis um die Hälfte.
Es erfordert Dauer-Konzentration und viel höheren Muskeleinsatz. Im
knietiefen Wasser auf glitschigen Steinen laufen? Besser nicht
hinterfragen, das ist halt die Aufgabe.
Es passiert so überraschend, dass
sie nicht einmal fluchen kann: Als sie von einem Felsen springt,
rutscht Bibben mit dem linken Bein weg. Hinter ihr sieht Lotta, wie
das Knie viel zu weit nach vorn knickt. Ihre Tochter schreit auf,
bleibt stehen, durch Lotta Körper schießt ein Adrenalinschub, als
wäre der Schmerz ihrer.
Bibben humpelt weiter.
Lotta würde sie am liebsten in den
Arm nehmen. Stattdessen fragt sie: „Geht es?“
Das ist einer dieser Momente, vor
denen Michael gewarnt hat. In denen gerade bei Familienteams Grenzen
überschritten werden, die besser unangetastet blieben. In denen
Mutterherz auf Rennhärte trifft.
...Zum spannenden Ende dieser Story und vielen anderen Läufer-Epen geht es in unserem Buch "Laufreportagen".
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